Mittlerweile kann man mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass jeder von uns schon einmal die Aufschrift „Made from recycled cotton“, „Made from recycled polyester“ oder ähnliches gehört oder gelesen hat. Recycling ist auf dem Vormarsch. Aber was genau ist Recycling und ist Textilrecycling wirklich so einfach? In unserem heutigen Blogbeitrag geben wir Insights und klären einige Fragen zum Thema Textilrecycling.
Was bedeutet Recycling?
Unter Recycling wird die Sammlung, Sortierung und Aufbereitung von Altstoffen verstanden, um diese in einem weiteren Prozess wiederverwenden zu können. Dabei gibt es sehr unterschiedliche Techniken, um dieses Ziel zu erreichen. Allein das Textilrecycling umfasst viele verschiedene Techniken und Verfahren, um aus Altkleidern wieder neue Kleidung herzustellen. Die Methode entscheidet auch über den weiteren Lebensweg des Textils. Man unterscheidet zwischen mechanischem Recycling, chemischem Recycling, thermischem Recycling, Upcycling und Downscycling. Doch der Reihe nach.
Mechanisches Recycling
Eine Maschine schneidet die Materialien in kleine Stücke. Ein Beispiel ist die Schuhsohle, die aus PET-Flaschen besteht. Dazu werden die synthetischen Ausgangsmaterialien wie PET-Flaschen in kleine Stücke geschnitten und anschließend geschmolzen. Anschließend presst man den flüssigen Kunststoff durch eine spezielle Vorrichtung und stellt neues Garn her. An dieser Stelle können, wenn nötig und erwünscht, neue Fasern beigemischt werden, um z.B. die Qualität des neuen Garns zu verbessern.
Vor allem recycelte Baumwolle eignet sich hervorragend für dieses Verfahren, da die Baumwollfasern erhalten bleiben. Allerdings kann nur etwa ein Fünftel des eingesetzten Materials wiederverwendet werden. Leider ist die Qualität der recycelten Baumwolle meist schlechter als die der neuen Baumwolle, da die recycelten Fasern kürzer sind. Um die Qualität zu verbessern, mischt man häufig neue Baumwollfasern bei.
Chemisches Recycling
Chemisches Recycling wird vor allem bei Kunstfasern wie Polyester angewendet. Die Textilien werden zerkleinert und zu Granulat verarbeitet. Diese Flocken werden dann wieder zu Garn und Textilien weiterverarbeitet. Der Energieaufwand ist sehr hoch. Die Chemiefasern können nur bei hohen Temperaturen in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt werden.
Wurden die Textilfasern gefärbt oder anderweitig chemisch behandelt, ist der Aufwand noch höher, da die chemischen Zusätze im Recyclingprozess entfernt werden müssen. Dies ist nicht nur kosten-, sondern auch zeitintensiv.
Es gibt jedoch bereits einige Unternehmen, die sich intensiv mit dem Thema chemisches Recycling auseinandersetzen und an deutlich schonenderen und kostengünstigeren Lösungen forschen.
Beispiel Baumwolle: Wird Baumwolle chemisch recycelt, entsteht ein Zellstoff, der als Dämmstoff verwendet werden kann.
Thermisches Recycling
Hier werden die Textilfasern verbrannt. Die dabei freigesetzte Energie kann andere industrielle Prozesse unterstützen.
Downcycling
Darunter versteht man die Herstellung von Putzlappen oder Vliesstoffen, wie z.B. Malervlies, durch Zusammenfügen von geschredderten Textilien.
Downcycling verschlechtert die Qualität des Textils. Dieses Verfahren wird angewendet, wenn die Qualität des Textils bereits sehr niedrig war. Meist ist Downcycling ein Zwischenschritt vor der thermischen Verwertung der Textilien.
Upcycling
Hier wird das Alttextil in ein neues Textil umgewandelt, ohne das Material vollständig zu zerlegen. Das Textil wird durch einen handwerklichen Prozess verändert. Es gibt mittlerweile sehr viele Upcycling-Firmen und vor allem Start-Ups, die bspw. aus alten Reifen oder Stoffen neue Textilien herstellen. Das Schweizer Label FREITAG stellt beispielsweise Taschen aus alten LKW-Planen her.
Closed Loop vs. Open Loop Recycling
Beim Closed Loop Recycling werden keine neuen Textilien oder Materialien zu neuen Produkten hinzugefügt. Der Kreislauf ist quasi geschlossen. Beim Open Loop Recycling hingegen können neue Materialien hinzugefügt werden. Zur Verbesserung der Qualität.
Lohnt sich Recycling überhaupt?
Natürlich steckt hinter dem Textilrecycling eine Menge Arbeit. Zunächst werden die Materialien gesammelt und sortiert. Dann werden sie in verschiedene Klassen eingeteilt. Dies geschieht oft von Hand, da Maschinen die Qualitäten noch nicht zuverlässig unterscheiden können. Anschließend wird nach Material, Farbe und Qualität sortiert.
Danach wird entschieden, welche Artikel für den Wiederverkauf verwendet werden können und welche aufgrund von Qualitätsmängeln, Verschmutzungen etc. nicht mehr für den Second-Hand-Markt geeignet sind und in die Verbrennung oder Putzlappenproduktion gehen.
Was passiert eigentlich mit den Altkleidern in den Containern?
Laut Textilrecycler RE-TEXTIL beträgt die Secondhand-Quote 60%, 21% werden zu neuen Rohstoffen recycelt, 15% zu Putzlappen downgecycelt und ca. 4% werden thermisch verwertet. Der Mythos, dass Kleidung aus einem Altkleidercontainer entweder verbrannt oder zu Putzlappen verarbeitet wird, trifft also nur in etwa jedem fünften Fall zu. Es lohnt sich also immer, nicht mehr gebrauchte Kleidung in einen Altkleidercontainer zu geben, bevor man sie in den Hausmüll wirft. In einem Sortierprozess werden die Textilien meist von Hand in verschiedene Klassen eingeteilt und weiterverarbeitet.
Warum ist Recycling so wichtig?
Die Textilindustrie ist der zweitgrößte Umweltverschmutzer der Welt. Jedes Jahr werden Milliarden neuer Kleidungsstücke hergestellt und ebenso viele zerstört. Recycling ist daher der Schlüsselfaktor für die Transformation der Textilindustrie.
Die (Super-)Fast-Fashion-Industrie ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Und damit fällt auch immer mehr Textilabfall an. In der EU sind es jährlich etwa 11 kg pro Person. Noch nie waren so viele Textilien im Umlauf. Dies muss genutzt werden, um die wertvollen Ressourcen, die in den Textilien stecken, so weit wie möglich zu verwerten. Leider leidet die Qualität der Textilien mit der Geschwindigkeit, mit der sie hergestellt werden.
Es ist aber auch klar, dass Recycling nicht dazu führen darf, noch mehr Textilien zu produzieren und den blinden Konsum zu fördern. Wir haben nur einen Planeten und dieser stößt bereits an seine Grenzen, wenn er nicht schon überlastet ist. Auch Recycling ist kein einfacher Prozess, der über Nacht aus einem alten Textil ein neues macht. Dahinter steckt eine Menge Aufwand, Energie und Kosten. Das Ziel ist eine intakte Kreislaufwirtschaft und dafür ist Recycling unabdingbar. Das muss in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden.
Info: Derzeit werden nur etwa 1% der weltweit produzierten Fasern recycelt. Das ist erschreckend wenig.
Die Herausforderungen
Zunächst muss eine entsprechende Infrastruktur auf- und ausgebaut werden. Die Industrie bereitet sich derzeit auf ein intensives Recycling vor. Sowohl Fair-Fashion- als auch Fast-Fashion-Anbieter nutzen das Textilrecycling und setzen bereits recycelte Materialien in ihren Kollektionen ein. Der Prozess ist jedoch noch zu intransparent, kompliziert und teuer. Es gibt bereits viele Innovationen, die jedoch noch nicht weit genug fortgeschritten sind, um in der Industrie umfassend eingesetzt zu werden.
Welche Materialien sind für das Textilrecycling besonders geeignet?
Insbesondere Monomaterialien, d.h. 100% Baumwolle, 100% Polyester etc. eignen sich besonders gut für das Textilrecycling. Mischfasern, z.B. 50% Baumwolle und 50% Polyester, sind für ein industrielles Recycling nicht geeignet. Natur- und Synthesefasern haben unterschiedliche Anforderungen an das Recycling. So ist das Recycling von Mischfasern derzeit noch sehr aufwändig und natürlich auch teuer.
Wichtig ist, dass ein wirklich erfolgreiches Recycling bereits bei der Produktentwicklung beginnt. Bereits bei der Materialbeschaffung muss darüber nachgedacht werden, wie das Produkt bei Verschleiß recycelt werden kann. 100% Bio-Baumwolle ist hier ideal. Auch deshalb setzen wir bei Kurti & Frieda auf 100% Bio-Baumwolle.
Tipps für Privatpersonen
Alttextilien können in den dafür vorgesehenen Altkleidercontainern, aber auch in Sozialkaufhäusern oder in ausgewählten Bekleidungsgeschäften abgegeben werden. Außerdem gibt es immer mehr Anbieter im Internet, bei denen man Altkleider kaufen, aber auch verkaufen kann. Oft ist es noch sehr unklar, wo die Kleidung letztendlich landet. Wichtig ist, dass ihr bei Altkleidercontainern immer darauf achtet, dass es sich um einen LEGALEN Container handelt. Das erkennt ihr an der Firmenadresse, dem Logo, der Rufnummer etc. Leider gibt es in der Vergangenheit immer mehr illegal aufgestellte Container.
Ich hoffe, ich konnte euch ein paar interessante Informationen und Einblicke in das Textilrecycling geben.
Factsheet
Hier findest du das Factsheet zum Herunterladen mit allen wichtigen Informationen rund um das Thema: Textil Recycling – Was ist das eigentlich?
Info
Wie bereits erwähnt achten wir bei Kurti & Frieda ganz genau auf die Benutzung qualitativ hochwertiger Monomaterialien. Schaut gerne in unserem Onlineshop vorbei, hier findet ihr natürliche und schadstofffreie Babykleidung. Alle unsere Kleidungsstücke sind mit viel Liebe zum Detail handgefertig tund unterliegen strengsten Sicherheitsauflagen. Nur das Beste für dein Kind.